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Meister Eckhart

Wie der Mensch hinnehme feine Speise, vornehme Kleider, fröhliche Gesellen

Du darfst bei deiner Weise nicht beworren sein mit Speise und Kleidern, als die zu deinem Heil gehörten; sondern gewöhne deinen Grund und dein Gemüt, dass es darüber erhaben sei.

„Und warum?“

Nun, das wär doch eine schwache Innerlichkeit, der das äußerliche Kleid aufhelfen müsste. Das Innere soll dem Äußern aufhelfen, soweit es dabei nur auf dich ankommt. Ist dir aber ein anderes Los gefallen, so magst du aus deinem Grund heraus auch das für gut nehmen, in der Weise, dass du dich darein schickst: Wäre dir aber das Gegenteil beschieden, dass du auch dieses dir gerne wolltest gefallen lassen. Ebenso mit der Speise, mit Freunden und Verwandten oder was dir Gott sonst geben oder nehmen mag.

Immer acht ich’s für das Beste, dass man sich großherzig Gott überlasse, mag er auch auf uns werfen Schande, Mühsal und welches Leid es sei; dass man das freudig und dankbar hinnehme und lasse sich lieber von Gott führen, als dass man sich selber darauf versetze. Entsprechend in allen Dingen lernet willig von Gott und folgt ihm nach, so wird es mit uns recht. In solcher Gesinnung kann man unbeschadet Ehre annehmen und Gemach: Nur dass man, fiele Ungemach und Unehre auf uns, auch die zu tragen gern erbötig wäre. Im vollen Bewusstsein des Rechts daher mögen die sich gute Speise gönnen, die ebenso geschickt und bereit wären zu fasten.

Das ist wohl auch der Grund, falls einmal Gott seine Freunde der großen Leidensprobe überhebt, anders könnte seine maßlose Treue das gar nicht zulassen. Eben weil gar solch großer Segen im Leiden liegt und es doch nicht seine Art ist, mit guten Dingen zu kargen. Er lässt sich auch hier genügen am guten Willen. Sonst ließ er ihnen kein Leid entgehen.

Wenn sich aber Gott damit begnügt, so sei auch du zufrieden. Und wenn ihm ein anderes behagt mit dir, so ebenfalls. Denn innerlich sollte der Mensch so mit Gott geeint sein in allem seinen Wollen, dass er sich erst gar nicht groß abzugeben brauchte mit Weisen noch mit Werken. Und sonderlich meide alle Sonderlichkeit, sei’s in der Kleidung, der Speise, der Rede, wie hohe Worte zu gebrauchen oder absonderliche Gebärden, womit ja weiter nichts geschafft ist. Doch sollst du wissen, dass keineswegs dir alles Sonderwesen verboten ist. Es gibt viel Sonderliches, das man manches Mal und bei manchen Leuten einhalten muss. Denn wer ein Besonderer ist, der muss auch Sonderliches tun zu vielen Malen auf vielerlei Weise.

Inwendig also sollen wir in jeder Hinsicht uns eingebildet haben in unsern Herr Jesus Christus, so dass man in uns einen Abglanz finde aller seiner Werke, seiner ganzen Gottgestalt: Wir müssen es in uns tragen, in so vollkommener Annäherung wie nur möglich, sein ganzes Tun. An dir ist es nun, zu leisten, an ihm zu empfangen: Tu du dein Werk aus aller deiner Versunkenheit, aus deiner innersten Gesinnung. Dazu gewöhne dein Gemüt zu aller Zeit, bis du in allem deinen Tun in ihm dich spiegeln darfst.

Reden der Unterweisung